Freitag , 19 April 2024
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Operation D-Day – Die Rückkehr der Deutschen Mark

stunde des adlers Deutschland in nicht allzu ferner Zukunft: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist abgesetzt, mit ihr sind die etablierten Parteien nach den Neuwahlen aus dem Bundestag geflogen. Die DMP stellt nach ihrem furiosen Wahlerfolg den Bundeskanzler, Franz Peter Roth. Und das Programm seiner Partei ist kurz, es konzentriert sich auf ein einziges Anliegen: die Rückkehr der Deutschen Mark.

Markus A. Will legt mit Die Stunde des Adlers einen Wirtschaftsthriller vor, der in der Zukunft spielt und doch im hier und jetzt seine Wurzeln hat. In seinem Buch, das durchaus dystopische Züge trägt, versucht der Autor nicht nur, die Frage zu beantworten, was passieren würde, wenn Deutschland die D-Mark wieder einführt, es gelingt ihm auch noch. Dabei schreibt der Privatdozent an der Schweizer Eliteuniversität HSG in St. Gallen auf eine Art, die es dem Leser schwermacht, sein Werk aus der Hand zu legen.

Die Deutsche Mark Partei ist aus der Bewegung der Markigen hervorgegangen. Diese hat auf einem neuerlichen Höhepunkt der europäischen Krise die Zeichen der Zeit erkannt und die Stimmung im Volk zum eigenen Vorteil genutzt. Der Preis für den Erfolg der Markigen ist das Ende des Euro und mit diesem das Ende des Europas, wie wir es kennen und kritisch beäugen. Zu viele Milliarden Euro sind geflossen, auch Frankreich ist mittlerweile auf das deutsche Sparbuch angewiesen, während Griechenland längst aus dem Euro ausgeschieden ist und dennoch nicht zur Ruhe kommt. Die Bundesbürger haben sich also entschieden und der DMP zum Wahlsieg verholfen. Diese will ihr Versprechen nur wenige Wochen nach der Wahl einlösen, hat dabei aber die Rechnung ohne die Bundesbank gemacht.

Hanns-Hermann von Hartenstein, Zentralbereichsleiter für internationale Währungspolitik bei den Frankfurter Hütern der Geldwertstabilität, führt die Projektgruppe, die die Wiedereinführung prüfen und schlussendlich vorbereiten soll. Anders als die deutsche Bevölkerung, die an den diabolischen Lippen der DMP hängt, versteht von Hartenstein, was für Konsequenzen die Wiedereinführung der DM hätte. Gleichwohl ist ihm bewusst, dass er sich dem Willen der gewählten Volksvertreter nicht wirklich widersetzen kann. Von Hartenstein braucht vor allem eins, nämlich Zeit. Zeit, um seinen Plan durchzusetzen und der schwarzen Pest, wie die frisch ins Amt gehobene Finanzstaatssekretärin Anna-Maria Kuhn von ihren Widersachern in der Bundesbank genannt wird, Einhalt zu gebieten. Kuhn als intellektueller Kopf der Markigen und intime Kennerin von Kanzler Roth ist wie von Hartenstein auch Vorsitzende der geheimen Projektgruppe, die die Wiedereinführung der DM vorbereiten soll. Sie verwirklicht mit ihrem Eintreten für die Renationalisierung der deutschen Währung allerdings weniger den Wunsch der vielen Deutschen, die der DMP ihre Stimme gaben, als vielmehr ihre eigenen Ziele, die nicht nur in der politischen Macht zu verorten sind.

Die Stunde des Adlers ist ein Thriller, der gleichermaßen beklemmend und erleichternd ist. Wegen seiner zeitlichen Nähe zu den Geschehnissen von heute und den häufigen Bezügen zu unserer Zeit hat man beim Lesen manchmal das Gefühl, versehentlich die Zeitung vom nächsten Jahr aufgeschlagen zu haben. Andererseits wird in diesem Buch auch deutlich, dass die Frage, wie mit dem Euro und der Europäischen Union zu verfahren ist, weder rein ökonomisch noch rein politisch zu beantworten ist. Während die geblendeten Massen politischen Hütchenspielern hinterherlaufen und das politische System Deutschlands, das wie alle westlichen Demokratien auf Checks and Balances beruht, eben dieser wechselseitigen Kontrollen beraubt wurde, ist die Bundesbank, die ob ihrer Unabhängigkeit weitestgehend frei von politischer Einflussnahme ist, die letzte Hoffnung für die Freunde Europas. Eine Institution, die in der Realität wie im Buch über eine hohe Reputation im Volk verfügt, eben weil sie sich nicht auf politische Grabenkämpfe einlässt.

Manchmal jedoch kommt die Zeit, in der man kämpfen muss, sogar gegen gewählte Volksvertreter. Ob von Hartenstein und seine wenigen Verbündeten den Kampf gegen die Übermacht der schwarzen Pest und ihrer Freunde für sich entscheiden können und wie verlustreich dieser Kampf wird, ist eine ebenso spannende wie kurzweilige Geschichte, bei deren Lesen nicht nur die eigene Ansicht über den Euro auf den Prüfstand kommt, sondern fast schon nebenbei interessante Einblicke in die Funktionsweise und Abläufe in der Bundesbank gewährt werden.

stunde des adlers coverAllen ideologisch nicht verblendeten Menschen, die es ja auf beiden Seiten der Debatten um den Euro geben soll, sei dieses Buch ans Herz gelegt. Der einzige Kritikpunkt, der an dieser Stelle anzufügen wäre, ist der Umstand, dass das Buch mit knappen 240 Seiten etwas dünn ausgefallen ist. Andererseits verdichtet Markus A. Will dadurch auch dermaßen die Spannung, wie es einem derart sensiblen, hochpolitischen und immer aktueller werdenden Thema gebührt.

Die Stunde des Adlers ist im Finanzbuch-Verlag erschienen und kostet 19,99 €. Erhältlich im Buchhandel oder direkt hier.

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