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Bilderberger-Konferenz 2011 in St. Moritz

st.moritz_abendlstimmungEs ist wieder einmal soweit. Am kommenden Donnerstag werden sich rund 130 Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft, Bankenwesen und Presse zum Bilderberger-Treffen einfinden. Als diesjähriger Austragungsort wurde St. Moritz in den Schweizer Alpen gewählt. Die Namen der Teilnehmer ebenso wie die behandelten Themenpunkte – ohne detaillierte Protokolle – werden grundsätzlich erst im nachhinein bekannt gegeben. Den Angaben der Organisatoren zufolge, handelt es sich um eine private, informelle Zusammenkunft. Natürlich, wenn sich die Königin der Niederlande, die „graue Eminenz“ Henry Kissinger, der Vorsitzende von Goldman Sachs Peter Sutherland, Josef Ackermann und Olaf Scholz hinter verschlossenen Türen treffen, so lässt dies durchaus eine „rein private“ Atmosphäre erwarten.

Die genannten Namen entstammen der Teilnehmer-Liste des Vorjahres und sind auf der offiziellen Webseite der Bilderberger-Organisation einzusehen. Manche der Teilnehmer werden jedes Jahr eingeladen. Anderen wird die Ehre entweder seltener oder überhaupt nur einmalig zuteil.

Hier eine Auswahl der Teilnehmer der drei vergangenen Jahre (2010 in Sitges, Spanien; 2009 in Vouliagmeni, Griechenland; 2008 in Chantilly, USA):

Deutschland:

  • Josef Ackermann – Vorsitzender der Deutschen Bank AG, 2008, 2009, 2010
  • Joschka Fischer – ehem. Bundesminister des Auswärtigen, 2008
  • Eckhart von Klaeden – ehem. Bundschatzmeister der CDU, Staatsminister, 2008, 2009
  • Roland Koch – ehem. Ministerpräsident von Hessen, 2009
  • Olaf Scholz – seit 7. März Erster Bürgermeister von Hamburg, 2010
  • Thomas Enders – Vorstandsvorsitzender der Airbus S. A. S., 2009, 2010
  • Peter Löscher – Vorstandsvorsitzender der Siemens AG, 2009, 2010
  • Klaus Kleinfeld – CEO von Alcoa (US-Alluminiumkonzern), 2009, 2010
  • Dieter Zetsche – Vorstandsvorsitzender der Daimler AG, 2010
  • Mathias Nass – stellvertretender Chefredakteur der ZEIT, 2008, 2009
  • Wolfgang Ischinger – Jurist, Völkerrechtler, Diplomat, 2009
  • Volker Perthes – Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik, 2009

Österreich:

  • Heinz Fischer – Bundespräsident, 2010
  • Werner Faymann – Bundeskanzler, 2009
  • Andreas Treichl – Generaldirekter der Erste Bank, 2009
  • Oscar Bronner – Zeitungsherausgeber, 2009, 2010
  • Rudolf Scholten – Vorstandsmitglied der Österreichischen Kontrollbank AG, 2009, 2010
  • Brigitte Ederer – CEO der Siemens AG Österreich, 2008
  • Wolfgang Leitner – CEO der Andritz AG, 2008

Schweiz:

  • Christoph Blocher – Politiker (SVP), ehem. Vorsitzender der EMS-Gruppe, 2009
  • Peter Forstmoser – Rechtswissenschaftler, Universität Zürich, 2008
  • Michael Ringier – Vorstandsvorsitzender der Ringier AG
  • Markus Spillmann – Chefredakteur, Neue Zürcher Zeitung, 2008
  • Daniel Vasella – Verwaltungsratsvorsitzender der Novartis AG, 2010
  • Peter Voser – CEO von Royal Dutch, 2010
  • Francis Waldvogel – Stiftungsratsvorsitzender des Novartis Venture Fund, 2010

International (kurze Auswahl der bekanntesten Namen):

  • Henry Kissinger, USA – Vorsitzender von Kissinger Associates Inc., 2008, 2010
  • Königin Beatrix der Niederlande – 2008, 2009, 2010
  • George Papaconstantiniou, Griechenland – Finanzminister, 2010
  • Peter Sutherland, Irland – Goldman Sachs, BP, 2009, 2010
  • David Rockefeller, USA – Chase Manhatten Bank, Standard Oil etc., 2008, 2009
  • James Wolfensohn, USA – Präsident der Weltbank, 2008, 2009, 2010
  • Paul Wolfowitz, USA – ehem. Präsident der Weltbank, 2008, 2009
  • Condolezza Rice, USA – ehem. Außenministerin, 2008

hotel_de_bilderbergDer Name „Bilderberg“ geht auf den ersten Austragungsort der Konferenz im Jahr 1954, dem „Hotel de Bilderberg“ im niederländischen Oosterbeek zurück. Abgesehen von oberflächlichen Berichten in Lokalzeitungen im Umkreis der Konferenz, unterlassen die Medien seit Beginn dieser Zusammenkünfte jegliche Berichterstattung. Die geladenen Mitglieder der Presse, wie etwa Matiass Nass, Oscar Bronner und Markus Spillmann, binden sich durch ihre Teilnahme an die vereinbarte Schweigepflicht. Für alle nichtgeladenen Journalisten kann dieses Schweigegebot natürlich in keiner Form gelten. Aus nicht näher erklärbaren Gründen, respektiert die Medienwelt aber trotzdem das gewünschte Stillschweigen.

Ersten Meldungen zufolge, war das Kempinski Grand Hotel des Bain in St. Moritz als Austragungsort der diesjährigen Konferenz geplant. Angeblich aus Sicherheitsgründen, wurde der Standort jedoch auf das Suvretta House verlegt. Die Zimmerpreise in diesem 5-Sterne-Hotel liegen in der Nichtsaison zwischen 300 und 511 Euro, Suiten kosten zwischen 1.204 und 2.207 Euro pro Nacht.

Dass die internationale Presse aus Respekt gegenüber der Privatsphäre der Teilnehmer jegliche Erwähnung der Bilderberger-Treffen unterlässt, ergibt relativ wenig Sinn. Schließlich erachten wir es allgemein als Aufgabe der Medien, über Außergewöhnliches zu informieren. Eine Konferenz, zu der sich Teilnehmer aus höchsten Kreisen einfinden, sollte gewiss auf entsprechendes öffentliches Interesse stoßen. Auch wenn sich über die Gründe und Ziele eines derartigen Gipfel-Treffens nur spekulieren lässt, dass sich die Teilnehmer zum Austausch von Familienfotos zusammenfinden, ist mit Sicherheit nicht zu erwarten. Inwieweit Menschen, die im öffentlichen Leben stehen und deren Entscheidungen sich letztendlich auf alle Bürger demokratischer Länder auswirken, über ein moralisches Recht zu privaten Absprachen auf dieser Ebene verfügen, sei dahingestellt.

Während die Namen der Teilnehmer an den Treffen auf der Webseite bilderbergermeetings.org nur für die letzten drei Jahre Veröffentlichung finden, lässt sich ein Überblick über die Themenbereiche seit dem Beginn, 1954, einsehen. Allerdings, die Aussagekraft der angeführten Themenpunkte hält sich sehr in Grenzen. Bezüglich des Vorjahrestreffens in Sitges, Spanien, wird etwa auf die Krisen in Nordkorea und im Iran verwiesen, auf die Wirtschaftslage, auf den steigenden Einfluss von Cyber-Technologie, Währungsreformen, Energiepolitik und die Frage, ob die Welt so viele Menschen ernähren könne. Die behandelten Themen der vorangegangenen Jahre sind ähnlich zusammen gefasst und verweisen auf wenig Anlass, dass der Öffentlichkeit jeglicher Einblick verwehrt wird. Wen wundert es also, dass in diesem Zusammenhang Unmengen von Gerüchten und Spekulationen auftauchen?

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Insbesondere der mittlerweile doch recht fortgeschrittene Bekanntheitsgrad verweist am ehesten darauf, dass auf dieser Konferenz nichts beschlossen oder ausgearbeitet wird, sondern dass bestehende Pläne einer auserwählten Gruppe einflussreicher Menschen mitgeteilt werden. Wie die angewandte Chatham-House-Regel besagt, ist es den Teilnehmern gestattet, die übermittelten Informationen für ihre eigenen Interessen zu nutzen, nicht jedoch, sie an Dritte weiter zu geben. Dass auch diesbezüglich Ausnahmen bestehen, ist anzunehmen. Sollte sich Angela Merkel jedoch über die behandelten Themen aus erster Hand berichten lassen, so können wir sicher sein, dass die gewählte Kanzlerin ihre Wähler davon nicht in Kenntnis setzen wird. Und was Ackermann mit Sutherland aushandelt, wird ebenso für immer ein Geheimnis bleiben.

Warum wird den Bürgern demokratischer Länder noch immer erzählt, dass das Recht vom Volke ausginge? Warum glauben die Bürger demokratischer Länder noch immer an diese Demokratie? Doch fragen Sie einmal schlicht Ihre Freunde und Arbeitskollegen, wie viele von ihnen schon jemals von der Bilderberger-Konferenz gehört haben. Vermutlich sind es nicht mehr als diejenigen, die wissen, wie unser Geldsystem funktioniert.

Auch wenn diese Informationen von den Medien keine Behandlung finden, insbesondere seit dem Bestehen des Internet, sind sie doch allgemein zugänglich. Wer über entsprechendes Interesse verfügt, dem stehen ausreichende Möglichkeiten zur Verfügung, sein Wissen zu erweitern und letztendlich seine Schlüsse zu ziehen, von wem und wie diese Welt regiert wird. Innerhalb der breiten Masse scheint es an diesem Interesse jedoch zu fehlen. Um in einer Demokratie wirklich über das Recht des Mitentscheidens zu verfügen, bedarf es fundierter Informationen. Nachdem diese von der Mehrzahl der Bürger jedoch nicht gesucht werden, verdient es diese Mehrheit wohl nicht besser als vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.

Und was kann die denkende Minderheit tun? Zumindest können wir die Informationen weiter geben. Wir werden nichts verändern. Leider. Aber zumindest verfügen wir über etwas mehr Verständnis über die Ereignisse und Entwicklungen in unseren Ländern und auf unserer Welt. Und auch werden wir von den kommenden Veränderungen sicher deutlich weniger überrascht werden.

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