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Der Sturm im Goldglas

goldbarren_sternEin gefundenes Fressen für diejenigen, die dem „kleinen Mann“ Edelmetall als Vermögensabsicherung madig machen wollen. Der stärkste Tageseinbruch seit Dezember 2008 ruft nun wieder jene Experten auf den Plan, die im stetig steigenden Goldpreis eine Blase erkannt haben wollen, jedoch beide Augen zudrücken, wenn es um die Mutter aller Blasen – die ausufernde Staatsverschuldung der westlichen Länder – geht. Manipulation dürfte beim gestrigen Einbruch des Goldpreises ebenso eine tragende Rolle gespielt haben, wie beim silbernen Preisverfall im Mai 2011.

Bis zum Mittwochabend verlor Gold gut fünf Prozent und pendelte zwischen 1.750 und 1.760 US-Dollar je Feinunze (etwa 31 Gramm). Noch am Dienstag waren Höchststände jenseits der 1.900 Dollar-Marke zu verzeichnen. Der unerwartete Einbruch wurde mit dem noch weniger zu erwartenden Anstieg bei den langlebigen US-Wirtschaftsgütern im Juli begründet. Während ein Anstieg zwischen 2 bis 2,5 Prozent erwartet worden war, stiegen die Auftragseingänge im genannten Monat offiziellen Angaben zufolge gar um vier Prozent. Grund genug für so manchen Anleger sein Investment in Gold zu überdenken und wieder in Aktien einzusteigen, günstig zu haben sind diese momentan ja.

Diejenigen Investoren, die nun ihre Goldpositionen abgestoßen haben, sind in Wahrheit gar keine Goldinvestoren. Sie investieren in bedrucktes Papier, ob nun in ein Goldzertifikat oder eine Aktie spielt für diese eine eher untergeordnete Rolle. Diese Papiertiger, die ihre „Investments“ gerne und ausgiebig auf Kredit finanzieren, sind nicht der Maßstab. Der Maßstab sind jene Menschen, die in physisches Gold und/oder Silber investiert sind. Menschen, die sich nicht von einer Bild-Schlagzeile aus der Ruhe bringen lassen und Omas Notgroschen für den eigenen Konsum verscherbeln.

Bei einem derartigen Preisanstieg, wie die Weltöffentlichkeit ihn in den vergangenen Wochen beim Goldpreis erlebt hat, ist eine Gegenreaktion schon zu erwarten gewesen. Gewinnmitnahmen und ein dadurch erhöhtes Angebot trugen zum durchaus als massiv zu wertenden Goldabverkauf bei. Die Menge, die am Mittwoch auf den Markt geschmissen wurde (selbstredend ist der Prozentsatz von physischem Gold hier eher gering), dürfte gut und gerne im dreistelligen Tonnenbereich liegen. Geht man von einer konzertierten Aktion aus, kommen eigentlich nur Zentralbanken und Großbanken in Betracht, die eine derartige Menge zu stemmen in der Lage sind.

Unabhängig davon, wie dieser Preisverfall nun zustande gekommen ist, reicht ein Blick auf den einjährigen Goldpreis-Chart, um die weiterhin gute Laune unter Goldbesitzern erklären zu können. Ende August 2010 betrug der Preis für das gelbe Metall noch etwas mehr als 1.200 US-Dollar. Auch ein Blick auf die wirtschaftliche Situation des Westens will den Besitzern des gelben Metalls nicht so wirklich angst und bange werden lassen, jedenfalls nicht, weil sie deswegen von sinkenden Goldkursen ausgehen müssten.

Die griechische Tragödie wurde überdies um ein weiteres Kapitel bereichert. Finnland verabschiedet sich klammheimlich aus der europäischen Solidarität und verlangt für eine weitere Hellenen-Hilfe Sicherheiten von gut einer Milliarde Euro. Einmal abgesehen von den Zahlen bezüglich der Auftragseingänge bei den langlebigen Wirtschaftsgütern der USA, will auch jenseits des Atlantiks keine Partystimmung, ob der gelösten Schuldenproblematik, aufkommen.

Dazu gesellt sich ein ifo-Geschäftsklimaindex, der am Mittwoch im Vergleich zum Vormonat den stärksten Einbruch seit November 2008, also kurz nach der Pleite von Lehman Brothers, erlitt. Der ifo-Geschäftsklimaindex ist zwar lediglich ein Stimmungsindikator, dennoch gilt dieser gerne als „Market mover“, zumindest wenn er – bar jeder Realität – ansteigt. Gestern jedoch ließen sich die Anleger vom Einbruch nicht weiter beeindrucken und atmeten stattdessen lieber durch, der DAX stieg den zweiten Tag in Folge kräftig.

Warum nun also dieser kräftige Einbruch beim Gold? Nun, am Freitag ist „option expiry day“, der Tag, an dem die Wetten auf die Zukunft für diesen Monat auslaufen. Viele Anleger dürften darauf gesetzt haben, dass der Silberpreis an diesem Stichtag über 42 US-Dollar liegt. Auch beim Goldpreis dürften nicht wenige auf einen höheren Preis als nach dem gestrigen Preisverfall gesetzt haben. Fast schon traditionell fällt der Gold- und Silberpreis wie von Zauberhand, kurz vor diesem monatlichen Event. Es steht also zu erwarten, dass Gold und Silber diese Woche weiter unter die Räder kommen, um sich dann mit einem schönen Freitag ins Wochenende zu verabschieden.

Der Goldpreis könnte aber auch aus einem ganz anderen Grund in die Tiefe gezogen worden sein. Am Freitag tritt Helikopter-Ben Bernanke, der Chef der US-Notenbank „Federal“ Reserve, vor die Kameras. Die mit Spannung erwartete Rede könnte, so sehen es jedenfalls Beobachter, ein neuerliches Stimulus-Programm zur Folge haben, eine quantitative Lockerung Teil III. Dies dürfte einen neuerlichen Preisschub beim Gold auslösen. Auch wenn diese quantitative Lockerung wider Erwarten nicht kommt, wird die Frage sein, inwiefern die Finanzmärkte darauf vertrauen, dass die USA ohne ein erneutes Anwerfen der Druckerpressen aus ihrer misslichen Lage herauskommen können. Bei einer derartigen Unsicherheit ist ebenfalls mit einem steigenden Goldpreis zu rechnen.

Ebenso werden am Freitag Zahlen zum Wirtschaftswachstum der USA im zweiten Quartal des laufenden Jahres veröffentlicht. Einer Vorabschätzung war zu entnehmen, dass von einem Wachstum in Höhe von 1,3 Prozent ausgegangen wird. Nun, bei der Veröffentlichung der vorläufigen Wachstumszahlen, die etwas robuster als die Vorabschätzungen sind, wird lediglich ein Wachstum von 1,1 Prozent erwartet. Hier wird ebenfalls die Reaktion der Märkte abzuwarten sein. Zu guter Letzt wird die Uni Michigan die endgültigen Zahlen zur Verbraucherstimmung in den USA für den Monat August veröffentlichen, hier wird im Vergleich zu den vorab veröffentlichten Schätzungen mit einer leichten Aufwärtsbewegung gerechnet. Im Vergleich zum Vormonat ist der Einbruch auf (erwartete) 55,2 bis 55,4 Indexpunkte jedoch immer noch erwähnenswert, da er im Juli noch bei 63,7 Punkten notiert hatte.

Alles in allem sollte sich der geneigte Goldbesitzer nicht allzu viel Sorgen um die Werthaltigkeit seiner Edelmetall-Bestände machen. Für einen langfristigen Abwärtstrend gibt es schlicht keinen Grund, die Unsicherheit ist unverändert hoch und das Vertrauen in die Fähigkeiten der westlichen Staaten, ihre hausgemachten Probleme unter Kontrolle zu bringen, diametral dazu gering.

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