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Wir brauchen nicht Neid, sondern eine Systemänderung!

lady mouraWährend die Eurozone an der Schuldkrise zu zerbrechen droht, während 15,5 Millionen Menschen unter der offiziellen Armutsgrenze leben, verfügen Deutsche gleichzeitig über Vermögen in Höhe mehrerer Billionen Euro. Immer lauter wird der Ruf nach einer Sonderabgabe, nach einer „Reichensteuer“. Wie leicht lässt sich ein Mensch, der um das Wenige, das ihm zur Verfügung steht, zittert, von diesem Trend erfassen. Doch wer die Ursachen der Krise versteht, der weiß auch, dass Enteignungen sichtbarer Vermögen nicht die Lösung sein können. Derartige Schritte würden bloß dazu führen, kleine und mittlere Vermögen in die Hände der wirklich Reichen zu spielen.

Wenn es immer mehr Menschen finanziell immer schlechter geht, die Reichen gleichzeitig immer reicher werden, dann lässt sich leicht Neid schüren. Während der deutsche Staat mit mehr als zwei Billionen Euro verschuldet ist, summieren sich die Privatvermögen auf deutlich mehr.

Doch die Aufmerksamkeit wird auf die falschen Kreise gelenkt.

Wie hoch die Vermögen der Deutschen in Summe wirklich sind, lässt sich dabei nur schwer beziffern. Die höchsten Zahlen liefert die Webseite jener Partei, die als „Die Linke“ bekannt ist. Deren Reichtumsuhr zeigt ein Nettoprivatvermögen von 7.500 Milliarden Euro, wovon sich 4.740 Milliarden in den Händen der wohlhabendsten zehn Prozent befinden sollen. Eine andere Webseite, die sich ebenfalls Reichtumsuhr nennt, gibt an, dass es 5.110 Milliarden seien. Statista, auf Eurostat als Quellenangabe verweisend, gibt das private Geldvermögen in Deutschland mit 127% des Bruttoinlandsproduktes an. Dieses belief sich im Jahr 2011 auf 2.600 Milliarden Euro (Statista). Demzufolge befinden sich 3.302 Milliarden in Privatbesitz. Insgesamt somit deutlich weniger als Die Linke im Besitz der reichsten zehn Prozent vermutet.

Wie viel es nun auch sein mag, die Staatsschulden wären damit gedeckt. Wäre es nicht eine brutale aber doch naheliegende Lösung, zum „Wohlergehen des ganzen Volkes“ den „Reichen“ ihr Geld wegzunehmen? Die Schulden könnten damit bezahlt werden, anstatt die Ärmsten zu zwingen, den Gürtel noch enger zu schnallen. Alle bekannten Sparmaßnahmen zielen schließlich zweifellos auf die minderbemittelten Bevölkerungsschichten.

Wie viel Geld braucht man eigentlich, um als reich zu gelten? Reicht eine halbe Million Euro aus? Viele würden diese Frage zweifellos mit Ja beantworten. Doch wenn ein halber Millionär als reich zu bezeichnen ist, wie nennt man dann einen Menschen, dem zehn Millionen zur Verfügung stehen? Superreich? Gilt der zehnfache Millionär als superreich, welcher Begriff lässt sich dann für jene Menschen verwenden, die Werte von 500 Millionen Euro ihr Eigen nennen? Und dann gibt es weltweit noch deutlich mehr als 1.000 Milliardäre. (Dass es auch Billionäre geben soll, lassen wir als Spekulation hier ganz beiseite.)

Soll es nun mittels neu zu erfindender Sonderabgaben, durch eine „Reichensteuer“, jenen an den Kragen gehen, die bis jetzt am bestehenden Wirtschaftssystem verdienten, welche Gruppe von Menschen würde dies in erster Linie betreffen? Zuerst einmal diejenigen, die ihr Vermögen im Lande angelegt haben. Und dann ganz speziell noch die „Ehrlichsten“ unter diesen, die nicht den Zeichen der Zeit entsprechend ihre Werte noch rechtzeitig auf die Bahamas oder nach Jersey verschoben.

Erst kürzlich wurde verlautet, dass sich zwischen 21 und 32 Billionen Dollar in Steueroasen befinden. Zwar lässt sich als Richtlinie anführen, dass diese Möglichkeit grundsätzlich jedem ab einer Investition von etwa einer Million Dollar offensteht, doch der größte Teil der genannten Summen ist nicht im Besitz regulärer Bürger. Hinter diesen Unsummen stecken die sogenannten „internationalen Investoren“. Namen sind grundsätzlich unbekannt. Doch können wir davon ausgehen, dass an der Spitze einige Bankier-Dynastien stehen, das englische und andere Königshäuser, speziell aus Saudi Arabien. Auch der Sultan von Katar, dem u. a. rund ein Drittel der Volkswagen AG gehört, zählt gewiss zu den großen Spielern im Weltmonopoly.

Wie ist die derzeitige Schulden- und Wirtschaftskrise entstanden? Um es mit ganz wenigen Worten zu erklären: Mit dem Fortschreiten der Industrialisierung wuchs das Volumen des international zur Verfügung stehenden Kapitals. Während einerseits davon ausgegangen wird, dass dieses Kapital benötigt wird, um die Wirtschaft in Gang zu halten, um Arbeitsplätze zu schaffen, braucht das Kapital aber gleichzeitig Möglichkeiten gewinnbringender Veranlagung.

Der Preis eines Produktes setzt sich grundsätzlich aus drei Faktoren zusammen: Rohmaterialien, Arbeitskraft und Kapitalkosten. Wird an den Kosten für Arbeitskräfte durch mehr Leistungsdruck und Niedriglöhne zugunsten des Kapitals eingespart, hat dies zur Folge, dass immer mehr Geld vom Kreislauf der Wirtschaft abgezogen wird. Die Kaufkraft sinkt und das Volumen des Kapitals steigt. Nicht nur in Europa, in allen Industriestaaten sind wir nun an einem Punkt angelangt, an dem die Wirtschaftsleistung nicht mehr ausreicht, die Erwartungen des Kapitals zu befriedigen.

Bei der derzeitigen Kaufkraft von Durchschnittslöhnen lässt sich hier kaum mehr einsparen. Durch das Schuldgeldsystem (Fiat-Währungen) existieren gleichzeitig aber Forderungen, die, dem System entsprechend, abgegolten werden müssen. Wem lässt sich also noch etwas wegnehmen? Denen, die Monat für Monat gerade genug Geld verdienen, um über die Runden zu kommen? Oder jenen, denen es gelungen ist, im Laufe der Zeit Werte anzusammeln?

Das Volk lässt sich dabei leicht vor den Karren spannen. Das war schon zu Zeiten der Französischen Revolution so. Ist die Kluft zwischen Arm und Reich einmal geschaffen, dann wird jeder zum Feindbild, der sich eines gewissen Wohlstandes erfreut. Doch die Angriffe richten sich nicht gegen die Drahtzieher, nicht gegen die wahren Profiteure des Systems, sondern gegen diejenigen, die entweder durch Fleiß und Ideenreichtum erfolgreich wurden, oder denen es gelungen ist, das Spiel der Kapitalmächte zu durchschauen und die auf diesem Wege ein ganz kleines Stückchen vom Kuchen abbekamen.

Natürlich würde es vorübergehend durchaus helfen, von den Menschen, die über ein Vermögen in Millionenhöhe verfügen, etwas einzusammeln. Viele von ihnen würden dagegen nicht einmal protestieren. Doch lässt sich erwarten, auf diesem Wege die Krise als solche zu bewältigen?

Mit Sicherheit nicht. Es wäre wie die Einnahme von Pillen, um die Krankheitssymptome verschwinden zu lassen, anstatt die Krankheit selbst zu bekämpfen. Ein paar Löcher ließen sich stopfen. Doch nichts würde dies an der Unersättlichkeit des Kapitalmarktes ändern.

Es gab einmal eine Zeit, in der nur der Begriff „Wirtschaft“ Verwendung fand. Eines Tages wurde dann zwischen „Realwirtschaft“ und den Kapitalmärkten unterschieden. Und auch wenn sich ein paar Milliarden, oder sogar Hunderte Milliarden, auf dem Wege einer Besteuerung oder Enteignung des eigentlichen Mittelstandes aufbringen ließen, nichts würde es daran ändern, dass sich die Realwirtschaft den Kapitalmarkt nicht leisten kann.

Für Ende September wird zu Demonstrationen aufgerufen, um eine Besteuerung der sogenannten Reichen zu fordern. Wer sich diesen Kundgebungen anschließt, stellt sich unwissentlich als Instrument der „großen Investoren“ zur Verfügung, denen es bloß darum geht, kleinere und mittlere Vermögen auf ihre eigenen Konten umzubuchen. Denn wem sonst ließe sich heutzutage noch etwas wegnehmen? Die Hoffnung, dass eine solcherartige Umverteilung den Bürgern zugute kommen könnte, ist mit Sicherheit vergebens.

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