Dienstag , 16 April 2024
Startseite » Wirtschaft » Kommentare » Deutsche arbeiten im Durchschnitt für weniger als 15 Euro pro Tag

Deutsche arbeiten im Durchschnitt für weniger als 15 Euro pro Tag

steak_pommesVielleicht haben Sie die Schlagzeile gestern in anderer Form gelesen. Zum Beispiel: „5.329 Euro Kaufkraft pro Kopf“. Die Meldung basiert auf einer Studie des Marktforschungs-Instituts GfK in Nürnberg. Es ging darum herauszufinden, wie viel Kaufkraft in Deutschland zur Erhaltung des Einzelhandels zur Verfügung steht. Die größten Faktoren wie Miete, Auto und Versicherungen, also Kosten, die grundsätzlich als unvermeidlich angesehen werden können, sind im genannten Betrag nicht enthalten. Dafür Nahrung, Kleidung, technische Geräte wie Computer und Fernseher, Kosmetik- und Hygieneartikel, Bücher, Zeitschriften, das gelegentliche Bier in der Kneipe oder vielleicht eine Schachtel Zigaretten.

Es waren nicht wirklich viele Zeitungen, die diese Meldung aufgriffen. Und denen ging es überwiegend darum, die Unterschiede einzelner Regionen aufzuzeigen. So verweist schon die Überschrift in der Frankfurter Rundschau darauf, dass die Kaufkraft im Hochtaunuskreis mit 6.900 Euro am höchsten ist, während sie in Mecklenberg-Vorpommern bloß bei 4.240 Euro liegt.

Die Webseite der GfK-Gruppe bietet detaillierte Angaben zu den Konsumgütern, die in dieser Studie berücksichtigt wurden. Dort steht zu lesen:

Bei der Berechnung der GfK Einzelhandelskaufkraft Deutschland sind die Ausgaben für die Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel, Kleidung, Schuhe, übrige Güter für die Haushaltsführung (unter anderem Möbel, Bodenbeläge, Haushaltselektrogeräte, Heimtextilien, Gartenbedarfsartikel, Reinigungsmittel), Körper- und Gesundheitspflege, Bildung und Unterhaltung (zum Beispiel TV, Radio, Bücher, Fotobedarf, Zeitschriften, Spielwaren, Sportartikel) sowie persönliche Ausstattung (Uhren, Schmuck, etc.) berücksichtigt. Ausgaben für Kraftfahrzeuge und Brennstoffe sowie Dienstleistungen und Reparaturen bleiben unberücksichtigt.

Für den Begriff „disponibles Einkommen“ gibt es verschiedene Auslegungen. Gelegentlich wird damit der Nettoverdienst, nach Abzug von Steuern und zwangsweise eingehobenen Sozialversicherungsbeiträgen, bezeichnet. Nachdem jeder Mensch, der lebt und arbeitet, natürlich auch irgendwo wohnen muss, Transportkosten zu finanzieren hat und auch auf den gelegentlichen Haarschnitt kaum verzichten kann, müssen die dafür entstehenden Unkosten ebenso in Abzug gebracht werden, um zu wissen, wie viel Geld letztendlich zu Verfügung steht. Behandle ich ein Jahreseinkommen und es bleiben am Ende mehr als 5.000 Euro, wirkt dies auf den ersten Blick eigentlich recht ansehnlich. Aber wiederum nur solange, bis mir einfällt, dass ein Jahr 365 Tage zählt. Teile ich die, als Durchschnittswert für ganz Deutschland genannten, 5.329 Euro nun durch die Zahl der Tage des Jahres, dann zeigt sich, dass mir nicht mehr als 14 Euro und 60 Cents pro Tag zum Leben zur Verfügung stehen.

Denken Sie einmal darüber nach, welche Unkosten ein Tag so mit sich bringt. Sie haben Hunger und besuchen einen billigen Imbissladen. Schon ist ein Drittel Ihres Tagesbudgets weg. Nach der Arbeit schnell ein Bier mit den Kollegen? Trinken Sie kein Bier, sondern kaufen sich am Heimweg lieber ein Buch, dann sollten so doch eher eine Taschenbuchausgabe wählen, ansonsten Sie schon auf das Budget des nächsten Tages greifen müssten. Ein Schnitzel um 9 Euro in der billigen Stammkneipe erscheint da schon als wahrer Luxus.

Jeder einzelne Euro, den Sie ausgeben, korrespondiert mit knapp 7 Prozent Ihres Tagesbudgets. Wenn Ihr Einkommen also nicht deutlich über dem Durchschnitt liegt, dann denken Sie nie wieder: „Das kostet doch bloß einen Zehner!“. Dieser Zehner verschlingt 70 Prozent.

Sie sitzen gerade vor Ihrem Computer (woher ich das schon wieder weiß :-)). Auch den haben Sie aus diesen 14,60 Euro finanziert. Auch den Schreibtisch und den Stuhl, auf dem Sie sitzen. (Gehen Sie also vorsichtig damit um.) Die Seife, den Rasierschaum oder den Lippenstift, die Zahncreme und das Parfum, den Blumenstock in der Ecke, Küchengeräte, Fernseher, Fotoapparat, Ihre Pantoffel und das Hemd, das Sie gerade tragen – für all das zusammen stehen Ihnen täglich nicht mehr als 14,60 Euro zur Verfügung.

Abgesehen davon, dass ein Teil dieses lächerlichen Betrages in Form von Mehrwert- und anderen Steuern gar noch in den Staatssäckel fließt, vergleichen Sie einmal, wie viel Geld Ihres Bruttoeinkommens als Einkommensteuer einbehalten wird mit dem, was Ihnen am Ende zur Verfügung steht. Und dafür gehen Sie tagtäglich zur Arbeit. Wann haben Sie zum letzten Mal vernommen, dass wir alle in Wohlstand leben?

Check Also

Impfen

Impfung: Geldmaschine der Pharmaindustrie? – „Gefühlte“ Risiken und Nebenwirkungen

Inhaltsverzeichnis1 StiKo unter Verdacht2 Kritische Medien hinterfragen Lobbyverflechtungen3 „Impfen – nein danke?“4 Gibt es eine …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert